Hören und Verstehen
Viele Menschen mit beginnenden Hörproblemen haben den Eindruck, dass sie noch richtig gut hören. Sogar leise Geräusche sind oft noch wahrnehmbar. Nur das Verstehen wird immer schwieriger. Wie kann das sein, wenn das eigene Hören noch so gut ist? Nuscheln die anderen Menschen so sehr? Haben die Schauspieler im Fernsehen keine vernünftige Sprechausbildung mehr? Oder geben sich die Gesprächspartner so wenig Mühe?
Hören und Verstehen – ein Unterschied?
Tatsächlich sind das Hören und Verstehen zwei verschiedene Vorgänge, die aber eng miteinander verbunden sind.
Normalhörende Menschen nehmen Töne zwischen 16 Hz und 16000 Hz wahr. Im Tieftonbereich bis etwa 1000 Hz liegt 80% der Schallenergie, das heißt, in diesem Bereich wird entschieden, wie laut man ein Schallsignal wahrnimmt. Zum Verstehen jedoch trägt dieser Frequenzbereich nur zu 5% bei. Die restlichen 95% Versteh-Information liegen in den hohen Tönen oberhalb von 1000 Hz.
Mysterium Sprache
Menschliche Sprache hat hohe und tiefe Schallanteile. Die Vokale liegen im Tieftonbereich und enthalten sehr viel Schallenergie. Sie machen die Lautheit eines Wortes aus. Auch stimmhafte Konsonanten, wie z.B. "m" oder "l" transportieren Lautheit und entscheiden darüber, wie laut man gesprochene Sprache empfindet.
Die stimmlosen Konsonanten dagegen, z.B. "s", "k" oder "f", liegen im Hochtonbereich und haben vergleichsweise wenig Schallenergie. Einzeln ausgesprochen sind diese Buchstaben sehr fein und leise, und auch wenn man sich anstrengt und sie bewusst laut aussprechen will, wird das kaum gelingen. Die Stimme ist bei der Artikulation dieser Konsonanten nicht beteiligt.
Sprechen Sie doch mal folgende Wörter nacheinander laut aus: "Haus" und "Haut". Sie werden merken: beide Wörter waren gleich laut, der Umlaut "au" hat dies bestimmt. Aber die Bedeutung des jeweiligen Wortes wurde durch den letzten Konsonanten entschieden, und da muss man schon sehr genau hinhören.
Das Lautheitsempfinden, also das Hören, wird durch die tiefen Töne ausgemacht. Die hohen Töne dagegen sorgen für die Deutlichkeit, also für das Verstehen.
Die hohen Töne verschwinden zuerst
Häufig liegt die Ursache für eine beginnende Schwerhörigkeit im Innenohr. Die winzigen Sinneszellen werden über die Jahre stark beansprucht. Irgendwann halten sie der Belastung nicht mehr stand und brechen ab. Gleich am Eingang des Innenohres liegen die Haarsinneszellen, die für die hohen Töne zuständig sind. Und weil alle Schallwellen dort hinüberrollen müssen, sind diese Zellen als erste beschädigt. Das ist ganz ähnlich wie bei einer Treppe in einem mehrstöckingen Haus: Die unteren Stufen sind viel schneller abgenutzt, weil auch diejenigen darüber laufen, die in den oberen Etagen wohnen.
Fatal: Die meisten bemerken es zunächst nicht
Bei einer beginnenden Schwerhörigkeit sind die hohen Töne zuerst betroffen, deshalb lässt auch die Verstehensleistung nach, obwohl das Hören an sich noch gut funktioniert. So kann es passieren, dass ein Schwerhöriger Sprache noch genauso laut hört, aber nicht mehr so deutlich versteht wie ein Normalhörender.
Wie gut hören Sie die hohen Tonlagen? Wenn Sie den Verdacht haben, die höhen Töne könnten nachgelassen haben, sollten Sie Ihr Gehör unbedingt überprüfen lassen. Wichtig: Sie bemerken das Nachlassen der hohen Töne selber unter Umständen nicht!
Hinderlich: Lärm und Entfernung
Eine Hochtonschwerhörigkeit kann das Sprachverstehen erheblich beeinträchtigen. Dazu kommen noch zwei weitere Phänomene, die ebenfalls die Verständlichkeit von Sprache einschränken: störende Geräusche und die Entfernung zur Schallquelle. Bestimmt haben Sie schon einmal erlebt, wie schwierig es ist, sich in einem gut besuchten Lokal mit seinem Gegenüber zu unterhalten. Oder wie anstrengend ein Gespräch an einer belebten Straße sein kann. Viele Umgebungsgeräusche lenken von der Unterhaltung ab und verdecken die feinen Nuancen der Sprache. Man kann zwar immer noch gut erkennen, dass es sich um Sprache handelt, aber die Deutlichkeit ist verschwunden, die hellen, leisen Konsonanten sind nicht mehr hörbar und die Verständlichkeit ist erheblich eingeschränkt. Solche Situationen sind schon für Normalhörende schwierig. Wenn dann noch eine Hochtonschwerhörigkeit vorhanden ist, ist das Verstehen nahezu unmöglich.
Bässe wandern weit
Auch die Entfernung zum Sprecher oder zum Lautsprecher spielt beim Verstehen von Sprache eine große Rolle. Ein kleiner Ausflug in die Akustik zeigt die Ursache dafür: Tiefe Töne haben eine relativ große Reichweite, sie werden auch noch in größerer Entfernung gut gehört. In Bezug auf Sprache sind das all die Buchstaben, die von der Stimme getragen werden, z.B. Vokale wie "a" oder "e" und auch Konsonanten wie "l" oder "n". Ganz helle Töne jedoch haben eine kurze Wellenlänge, schon nach einer geringen Entfernung ist die gesamte Schallenergie aufgebraucht und der Ton nicht mehr hörbar. Wenn Sie beispielsweise als begeisterter Konzertbesucher nach einer "Zugabe" rufen, was meinen Sie, was davon vorn auf der Bühne ankommt? Genau, der Künstler hört nur noch "U-a-e". Wirklich verstanden hat er nicht, er hat die Bedeutung des Zurufes kombiniert.
Das gleiche passiert, wenn man eine Unterhaltung mit dem Nachbarn über die Straße hinweg führen möchte, oder wenn der Partner aus der Küche ruft, während man selbst im Nachbarzimmer sitzt: Man hört die Sprache, aber das Verstehen ist sehr viel schwieriger.
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