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Was passiert bei einem Knalltrauma und was kann man tun?

vom 22.07.2013, Autor: Udo Maurer

Ein Knalltrauma wird durch plötzlichen Lärm ausgelöst und verursacht eine Schädigung des Innenohrs.

Genauer gesagt:  Es handelt sich um Lärm über 150 Dezibel, der sehr kurz (1 bis 3 Millisekunden) auf das Ohr einwirkt. Typischerweise tritt dies bei einem lauten Schuss, einem in nächster Nähe explodierenden Böller, einer Airbag-Auslösung oder auch einem platzenden Autoreifen auf. In der Folge kann sich das Ohr anfühlen, als sei es verstopft. Meist geht ein Tinnitus (ein hochfrequentes Ohrgeräusch, oft als Pfeifen wahrgenommen) damit einher. Auch ein kurzer, stechender Schmerz, sowie Gleichgewichtsstörungen können die Folge sein. In den meisten Fällen wird nach dem Vorfall ein akuter Hörverlust und/oder eine Geräuschüberempfindlichkeit beklagt. Je nach Auslöser und konkreter Situation sind eines oder beide Ohren betroffen.

Was ist im Ohr passiert? Die Nervenzellen im Innenohr wurden durch die hohe Frequenz geschädigt. Schon Lärm in einer weniger ausgeprägten Dosis überlastet die feinen Haarzellen und führt letztlich zu einer  Störung der Funktion. Damit sind zunächst vorwiegend die äußeren Haarzellen betroffen, die die eigentlichen Sinnesreize modulieren können. Der kurze, sehr hohe Lärm, der zu dem Knalltrauma führt, kann das Ohr zusätzlich stark schädigen. Es entstehen zum Beispiel Risse an der Basilarmembran (Membran im Inneren der Hörschnecke) oder die äußeren Haarzellen werden zerstört. Durch den Wegfall der schallmodulierenden Funktion der empfindlichen Haarzellen kommt es zu einer Hörminderung bei leiseren Signalen und gleichzeitig zu einer unkomfortablen (weil sehr lauten) Wahrnehmung von lauten Geräuschen.

Bei der Hälfte der Betroffenen bilden sich die genannten Beschwerden glücklicherweise binnen zwei Tagen zurück. Dennoch wird dringend angeraten, unverzüglich einen HNO-Arzt hinzuzuziehen. Leider sind bei den Übrigen 50 Prozent die Verletzungen nicht reversibel, es  kann somit ein bleibender Schaden am Ohr entstanden sein.

Was ist zu tun?

Knall---Schall_Fotolia_26710073_MJe früher die Behandlung einsetzt, desto besser sind die Aussichten auf Erfolg.  Ein möglichst früher Therapiebeginn begünstigt die Rückbildung der Hauptsymptome, also des Tinnitus und der Hörminderung,  deutlich. Nur wenn in Folge eines Knalltraumas nach mehreren Wochen noch ein Hörverlust oder Ohrgeräusche vorhanden sind, muss man damit rechnen, dass diese Schäden langfristiger Natur sind.

Ein Arztbesuch ist daher unumgänglich. Der HNO- Arzt wird mit Hilfe des Otoskopes ( Ohrenspiegel )den Gehörgang, das Trommelfell und das Mittelohr beider Ohren untersuchen. Hör- und Gleichgewichtsprüfungen schließen sich dem an, ferner eine Audiometrie, um den Hörschaden in seiner Dimension besser einstufen zu können.

Je nach Grad der Hörschädigung wird die Therapie festgelegt. In den meisten Fällen wird der Hörsturz behandelt. Es werden Infusionen mit durchblutungsfördernden Mitteln und hochdosiertem Kortison verabreicht. Dabei handelt es sich um die sogenannte konservative, nicht-operative Behandlung. Die Kortisongabe wird dann allmählich reduziert. Sollte die Behandlung nur unzureichend ansprechen, kann eine hyperbe Sauerstofftherapie (Verabreichung von Sauerstoff unter Überdruckbedingungen) eine nächste Maßnahme zur Behandlung bilden.

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Im Fall einer Perilymphfistel (krankhafte Verbindung des Perilymphraumes, in den die Sinneszellen des Hörorgans eingebettet sind, mit dem Mittelohr) oder der Beschädigung eines oder beider Innenohrfenster ist eine operative Knalltraumatherapie abzuwägen. Im Zuge dieses operativen Eingriffes wird eine „Trommelfellaufklappung“ beziehungsweise eine Eröffnung des Mittelohrs vorgenommen, was unter anderem die Reparatur von beschädigten Innenohrfenstern ermöglicht. Auch eine Perolymphfistel kann bei diesem Eingriff entfernt werden.

Wie kann all dem vorgebeugt werden?

Wir empfehlen zur Vorsorge: Tragen Sie Gehörschutz, wenn Sie wissen, dass Sie sich in lauter Umgebung aufhalten oder wenn laute Schallereignisse zu erwarten sind. Unser Tipp: Lassen sie sich bei einem hörPlus+ Akustiker einen individuellen Gehörschutz anpassen.

Udo Maurer

Hörgeräte-Akustikmeister aus Göppingen
www.akustik-maurer.de