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Vom Sinn des Hörens

vom 13.02.2014, Autor: Conni Rill

Wissen Sie, wozu unser Hörsinn eigentlich da ist? Logisch, wir hören, wenn jemand mit uns spricht. Und wir nehmen eine Menge Geräusche wahr, schöne und unangenehme. Das ist auch klar. Aber was leistet unser Gehör noch? Was wird dadurch möglich?

Jede Menge Informationen

Unser Gehör versorgt uns mit allerhand Informationen. Da sind zum Beispiel all die Dinge, die andere Menschen sagen, persönlich, über das Telefon, im Radio oder Fernseher. Oder denken Sie an öffentliche Durchsagen und  Lautsprecher, auf dem Bahnhof oder dem Flughafen. Auch Geräusche können uns informieren, über die Dinge, die sich gerade in unserer Umgebung zutragen. Und sicher gibt es da noch vieles mehr.

Achtung!

Das Gehör kann uns vor Gefahren warnen. Es gibt zahlreiche Signal- und Warntöne: Morgens klingelt der Wecker. Wenn wir müde und eilig auf die Straße stolpern, kann es sein, dass ein Auto hupt. Wenn wir selbst im Auto sind, freuen wir uns, wenn der Parkpiepser hilft. Mittags in der Kantine brennt etwas an, und schon springt der Rauchmelder an. Auf dem Nachhauseweg hören wir ein Martinshorn, da muss wohl was passiert sein, wir sollten aufpassen. Beim Feierabendspaziergang hören wir es donnern und krachen, aha, ein Gewitter. Jetzt bloß nicht über´s Feld wandern. Und nachts … war da ein Schuss??

Aktiv durch Hören?

Jawohl! Jede Wahrnehmung, die wir haben, beschäftigt unser Gehirn. Und je mehr Sinnesreize wir aufnehmen, desto stärker werden unsere Nervenbahnen beansprucht. Das ist gut so, denn Nervenzellen funktionieren nur dann optimal, wenn sie auch regelmäßig genutzt werden. Wenn die Anregung immer mehr abnimmt, dann werde auch die entsprechenden Nervenbahnen allmählich abgebaut. So ist das auch beim Gehör: Wenn eine Hörschädigung zunimmt, dann kommen immer weniger akustische Reize auf der Hörbahn an. Dem Betroffenen fällt es zunehmend schwer zu verstehen, deshalb zieht er sich immer häufiger zurück, nimmt nicht mehr am gesellschaftlichen Leben teil. Daraufhin bekommt derjenige noch weniger Anregung, er bekommt noch weniger zu hören und zu sehen, zu fühlen und zu schmecken, es fällt ihm schwer, die noch vorhandenen Sinnesreizungen zu verarbeiten. Ein Teufelskreis. Die Folge: Jemand, der sich immer mehr zurückzieht, wirkt müde, oft abgeschlagen. Das Leben wird mühsam. Deshalb ist es so wichtig, rechtzeitig ein Hörgerät zu tragen, denn nur durch regelmäßige Benutzung bleiben die Hörnerven intakt. Und genauso verhält es sich mit allen anderen Sinneswahrnehmungen: Je mehr Reize im Gehirn ankommen, desto wacher, fitter und aktiver bleibt der Mensch.

Orientierung verloren?

Sie denken, wir orientieren uns hauptsächlich über die Augen? Die Ohren sind genauso wichtig! Wir hören das sich von hinten nähernde Fahrzeug, bevor wir es sehen. Über das Gehör können wir einschätzen, wie weit weg sich das Auto noch befindet, wir erkennen, ob es anhält oder sich bewegt und in welche Richtung es sich bewegt. Wir erkennen mit unserem Gehör, woher uns jemand ruft, von rechts oder links, vorne oder hinten. Wir erkennen mit geschlossenen Augen, nur anhand des Gehörs, ob wir uns im Freien befinden oder im geschlossenen Raum. Wir hören, ob der Raum groß ist oder klein, ob er mit Möbeln, Teppichen und Vorhängen  ausgestattet ist oder eher mit Fliesen.  Wenn wir uns im Wald verirrt haben, lauschen wir, ob irgendwo Straßenverkehr zu hören ist oder ob irgendwo ein Bach plätschert. Und nachts, im Dunkeln, nehmen wir alle Geräusche viel deutlicher wahr, denn auf die Augen können wir uns jetzt nicht mehr verlassen.

Kommunikation ohne Gehör?

Ja, das ist möglich. Viel besser geht es aber, wenn die Ohren gut funktionieren. Wir können gemütlich plaudern oder heftig diskutieren. Wir können Vorträgen zuhören oder Musik lauschen. Wir können mit der besten Freundin schwatzen oder mit der ganzen Familie am Esstisch reden.
Kommunikation ohne Gehör? Gar nicht so einfach.

Und das Zwischenmenschliche?

Auch darauf hat der Hörsinn Einfluss, er hat eine soziale Funktion. Denken Sie an einen lockeren SmallTalk auf einer Party. Geht es dabei wirklich um den Gesprächsinhalt? Wohl kaum. Wichtiger ist es, Kontakte zu knüpfen, dazuzugehören, eine angenehme Atmosphäre herzustellen.
Manchmal geht es auch darum, mitreden zu können. Stellen Sie sich vor: Alle reden über die neuesten Schlagzeilen, die schon den ganzen Tag im Radio laufen. Sie selbst hören aber schlecht und haben davon noch gar nichts mitbekommen. Dann ergibt sich ein Gespräch, Sie fragen nach, die anderen wiederholen sich. Zu dumm, Sie müssen nochmal nachfragen. Der andere sagt jetzt keinen ganzen Satz mehr, sondern nur noch die wichtigsten Wörter, sein Gesichtsausdruck ist auch nicht mehr freundlich … Glauben Sie, das Gespräch geht noch lang??

Bleibt noch die Gefühlsebene …

Hat das Gehör Einfluss auf die Gefühlsebene? Innerhalb der zwischenmenschlichen Kommunikation auf jeden Fall. Denn bei einem Gespräch werden nicht nur sachliche Informationen ausgetauscht, sondern auch emotionale. Wir hören, wie sich unser Gegenüber fühlt. Spricht er leise und monoton? Dann ist er wohl traurig und niedergeschlagen. Kommen einzige Wörter wie Hammerschläge? Ein Zeichen für Wut und Ärger. Auch Fröhlichkeit, Begeisterung, Angst oder andere Gefühlszustände werden über die Stimme zum Ausdruck gebracht. Diese wichtigen Informationen kann nur schwer wahrnehmen, wenn man ein Hörproblem hat. Das trifft übrigens genauso auf ironische oder sarkastische Bemerkungen zu …

Sie sehen, unser Gehör hat viel zu tun und beeinflusst unser Leben in vielen Bereichen. Also schützen Sie es vor Schäden, und tragen Sie Ihr Hörsystem, wenn der Schaden schon da ist.

 

Conni Rill Rill_F1_0980
Hörgeräte-Akustikmeisterin im Hörstudio Tiesing aus Ditzingen
www.hoerstudio.com