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Training ist alles……oder Tipps zum Umgang mit den neuen Hörgeräte.

vom 26.11.2013, Autor: Rüdiger Luithle

Meistens wird mit einer Hörgeräteversorgung so lange gewartet, bis die Nachteile des Hörverlustes größer sind, als die scheinbaren Nachteile einer Hörgeräteversorgung. Oft ist es dann noch so, dass die Entscheidung nicht durch den Betroffenen selbst, sondern durch sein Umfeld  getroffen wird.

Es kommt nicht selten vor, dass bis zum Zeitpunkt der Erstversorgung mehrere Jahre (meistens 6 – 10 Jahre, manchmal auch bis zu 30 Jahre) verstreichen. Dies gibt dem Gehör die Zeit, sich eine Welt der scheinbaren Stille zu gestalten. Unbewußt wird auch der Lebensstil verändert, man zieht sich zurück und hat auch weniger Situationen, in denen in geräuschvoller Umgebung genaues Hinhören gefordert wird. Es kommt zu einer Hörentwöhnung.

Kommt dann das erste Hörgerät (oder vielleicht auch schon die Folgeversorgung, nachdem es mit dem ersten Hörsystem nicht geklappt hat und dieses mehrere Jahre nur in der Schublade lag) ist die Enttäuschung schnell groß, wenn die Hörgeräte nicht nur die Sprache lauter macht, sondern auch sämtliche Umgebungsgeräusche deutlicher zu hören sind. Da wird die Toilettenspülung schnell zum Wasserfall und die ruhige Nebenstrasse zur Hauptverkehrsader. „Dabei habe ich mit doch extra ein Hörsystem mit einer Störgeräuschunterdrückung gekauft“!

Hören bedeutet Kommunikation, bei einem gesunden Gehör werden im Gehirn die für uns interessanten und wichtigen Inhalte herausgefiltert und die „Störgeräusche“ werden so gut wie möglich ignoriert. Liegt ein Hörverlust vor, so kommt im Gehirn nur noch eine begrenzte Menge an Information an. Mit Hörgeräten kommen plötzlich wieder sehr viele Informationen an und da das Gehirn sehr neugierig ist versucht es möglichst alles aufzunehmen. Um nun wieder zu selektieren, bedarf es einiger Übung, d.h. das Gehirn muss trainiert werden um wieder unterscheiden zu können, welche Geräusche wichtig sind und welche ignoriert werden sollen.

Mit ein paar einfachen Tipps können Sie Ihr Gehirn hierbei unterstützen:

  • Lassen Sie sich von Ihrem Hörgeräteakustiker genau erläutern, welche Auswirkungen Ihr Hörverlust hat und welcher Hörerfolg möglich ist. So ersparen Sie sich Enttäuschungen.
  • Sollten Sie starke Angewöhnungsprobleme haben, so gehen Sie nicht mit dem Hörsystem aus dem Akustikgeschäft, sondern packen dieses in das Etui und fangen Sie das Tragen in gewohnter Umgebung an.
  • Beginnen Sie mit 2-3 Stunden Tragezeit täglich in der ersten Woche und steigern Sie es langsam. Das Gehirn muss gefordert werden, soll aber nicht überfordert werden. Machen Sie ruhig zwischendurch eine Tragepause wenn es Ihnen zu viel wird.
  • Tragen Sie Ihre Hörgeräte auch in ruhiger Umgebung um Ihrem Gehirn die Chance zu geben sich an Raumgeräusche zu gewöhnen und versuchen Sie die einzelnen Geräusche zuzuordnen. (Heizungsrauschen, Uhrenticken, Strassengeräusche, Staubsauger etc.). Nur so kann Ihr Gehirn die Geräusche kennen lernen und dann, wenn es notwendig wird, diese Geräusche auch ausblenden.
  • Lassen Sie sich von vertrauten Personen langsam und deutlich vorlesen, lesen Sie sich selbst laut vor um sich an den veränderten Klang der eigenen Stimmer zu gewöhnen.
  • Steigern Sie nach und nach die Anforderungen (zuerst das Einzelgespräch, dann die große Gruppe)

Alle hörPlus+-Akustiker bieten begleitend zur Hörgeräteanpassung auch ein so genanntes Hör- oder Kommunikationstraining an. Hier werden verschiedene Übungen zur Verbesserung der individuellen Hörsituation durchgeführt:

  • Hörtraining zur Verbesserung der Wahrnehmung und Wiedererkennung von Signalen, Verbesserung des Richtungshörers und Übungen zum Telefonieren und zur Nutzung von Hilfsmitteln
  • Hörtaktiktraining, d.h. Verhaltenstraining zur Verbesserung der Hörsituation, z.B. wo setze ich mich als Hörgeräteträger in einem Restaurant am besten hin?
  • Auch Übungen zur Gesprächsführung und dem Mundabsehen werden durchgeführt.

Eine Angewöhnung an ein neues Hörsystem kann mehrere Monate dauern. Denken Sie immer daran, dass Ihr Gehirn mehrere Jahre Zeit hatte zu vergessen.

Rüdiger Luithle
Hörgeräte-Akustik-Meister bei Hörakustik Maurer in Göppingen
www.akustikmaurer.de