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Spezialfälle in der Hörakustik. Heute: Hörgeräte für Kinder- die Pädakustik

vom 22.05.2014, Autor: Georg Jaspert

Immer wieder sieht man im Geschäft bei erwachsenen Kunden erstaunte Augen, die sinngemäß fragen: „Was? Das Kind braucht auch schon Hörgeräte?“ Ja, auch manche Kinder haben aus verschiedenen Gründen eine Hörminderung.

Kinder sind keine kleinen Erwachsenen

Daher unterscheidet sich auch die Anpassung stark von der Arbeit mit Erwachsenen.

„Wir sind stolz und glücklich, dass wir unseren kleinen Kunden schon so früh mit moderner Hörtechnik helfen können“, sagt Andrea Jaspert, Hörgeräte-Akustik-Meisterin und Pädakustikerin beim Hör-Team in Düsseldorf, „denn ohne unsere Hilfe würden die Kinder möglicherweise nicht oder nicht gut sprechen lernen“.

In der Hörakustik unterscheiden wir unter anderem Fachleute, die mit erwachsenen Menschen arbeiten von denen, die sich auf die Arbeit mit Kindern spezialisiert haben. Letztere haben sogar eine zusätzliche Berufsbezeichnung und dürfen sich nach entsprechender Fortbildung und Prüfung Pädakustiker nennen. Diese Fortbildung können Akustikmeister und Gesellen mit mehreren Jahren Berufserfahrung machen. Die Auszeichnung an sich wird nicht vor dem 21 Lebensjahr übergeben.

Das Bild zeigt ein Kind beim Hörtest
Ein Hörtest ist auch bei Kindern schnell und problemlos durchgeführt

Was unterscheidet die Arbeit mit Kindern von der mit Erwachsenen?

Kinder können sich nicht so lange konzentrieren und sehr kleine Kinder sind noch nicht in der Lage, einen Hörtest mitzumachen.

Wie kann man bei einem Baby die Hörfunktion prüfen?

Audiometrie nennen wir alles, was geeignet ist, eine Hörprüfung durchzuführen. Als Grundlage für unsere Arbeit mit kleinen Kindern greifen wir auf eine objektive Hörprüfung  zurück, die sogenannte BERA (Brainstem Evoked Response Audiometry), was so viel wie Hirnstammaudiometrie bedeutet. Die BERA erfolgt regelmäßig, wenn das Universelle Neugeborenen Hörscreening (UNHS) direkt nach der Geburt auffällig ist (UNHS sind otoakustische Emissionen und das wiederum sind Reizantworten, die das gut hörende Ohr beim Baby auf ein akusischen Reiz gibt. Fehlt diese Antwort im Ohr des Babies, ist das Ergebnis auffällig).

Kinder sind schnell unter-, oder überfordert.

Hörtest bei Kindern
Hörgeräteanpassung bei Kindern sollte von einem Pädakustiker durchgeführt werden

Zusätzlich führen Pädaudiologen (spezielle Hals-Nasen-Ohren-Ärzte) und Pädakustiker je nach Alter eine Beobachtungsaudiometrie, eine Spielaudiometrie, oder bei größeren Kindern die Erwachsenen-Audiometrie durch. Das erfordert spezielle Kenntnisse über die Entwicklung von Kindern, um die richtige Messung auszuwählen und zu erkennen, wann das Kind unter-, oder überfordert ist.

Aufgrund dieser Messungen werden spezielle Kinder-Hörgeräte ausgewählt. Diese sind an die Bedürfnisse der kleineren Ohren angepasst und sind dennoch sehr robust. Wichtig ist auch eine Batteriefachsicherung, damit die kleinen Energiezellen nicht versehentlich von Kindern verschluckt werden können. Darüber hinaus gibt es Kindergeräte in bunten Farben und sie haben die
Möglichkeit, eine sogenannte FM-Anlage anschließen zu können.

Eine FM-Anlage ermöglicht es z.B. die Stimme eines Lehrers direkt in die Hörgeräte des Kindes zu leiten, so als ob er direkt neben dem Kind steht, selbst dann, wenn der Lehrer am anderen Ende der Klasse steht.

Insgesamt handelt es sich also um andere Hörgeräte als bei Erwachsenen, die auf die besonderen Bedürfnisse der Kinder zugeschnitten sind.

Ohrpasstücke müssen besonders gut sitzen.

Auch die Abformung für Kinderohrpassstücke stellt besondere Anforderungen an den Fachmann. Kinder halten nicht still, haben weiche, kleine Ohren mit kurzen Gehörgängen. Außerdem müssen die Ohrpasstücke besonders gut sitzen, damit sie nicht aus dem Ohr rutschen, oder pfeifen.

Die Hörgeräte werden zur Anpassung nach speziellen Kinder-Anpass-Regeln eingestellt und mit  altersentsprechenden Hörtests überprüft.

Im Live-Vergleich ist es Aufgabe der Eltern und Bezugspersonen, die Akzeptanz der Geräte zu beobachten. Nur Geräte, die gerne getragen werden, sind erfolgreich angepasst, denn Kinder lehnen Hörgeräte nicht aus kosmetischen, oder sozialen Gründen ab.

Wenn das richtige Hörsystem gefunden ist, kommen die Kinder häufig (kleine Kinder alle drei Monate, Größere halbjährlich) zum Lernen der Hörmessungen, zur Überprüfung der Geräte und Ohrpassstücke ins Geschäft.

Die Anpassung bei Kindern wird von den Krankenkassen bisher so vergütet, dass es in der Regel möglich ist, moderne Hörgeräte ohne Zuzahlung für die Eltern zu leisten. Auch die Batterien werden bis zum 18. Lj übernommen.

Wenn Sie das Gefühl haben, dass ein Kind in Ihrem Umfeld hörauffällig ist, empfehlen wir den Besuch in der Pädaudiologie oder einem erfahrenen Pädakustiker.

Übrigens: Viele hörPlus+ Akustiker sind auch Pädakustiker. Rufen Sie dort einfach an.

 

Georg Jaspert
Hörgeräteakustik-Meister aus Düsseldorf
www.hoer-team.de, www.kinderohren.de