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Schwerhörig – und trotzdem lautstärkeempfindlich?

vom 09.08.2013, Autor: Conni Rill

Immer wieder werden die hörPlus+ Akustiker gefragt, wie es sein kann, dass man schlecht hört und gleichzeitig hohe Lautstärken als sehr unangenehm empfindet. Dieser vermeintliche Widerspruch sorgt häufig für Unverständnis, deshalb möchten wir Ihnen dieses Phänomen gerne erklären.

Hochleistungszellen im Innenohr

Eine starke Lautstärkeempfindlichkeit tritt immer dann auf, wenn das Innenohr geschädigt ist. Viele winzig kleine Haarsinneszellen sind dort aneinandergereiht und sorgen dafür, dass der Schall auf die  Hörnerven übertragen wird. (Lesen Sie hier, wie das genau funktioniert)

Wenn das Innenohr gesund und intakt ist, dann ist jede einzelne dieser kleinen Sinneszellen für einen ganz bestimmten Ton zuständig. Schon eine minimale Lautstärke reicht dann aus, um die entsprechende Zelle anzuregen und einen Nervenimpuls auszusenden.  Wenn die eintreffende Lautstärke schon etwas höher ist, dann werden auch benachbarte Sinneszellen gereizt, die Anzahl der Nervenimpulse nimmt zu, das Gehör wird sensibler. Und wenn es richtig laut wird, dann sind sehr viele Zellen aktiv, die Empfindung wird langsam unangenehm.

Sensibelchen: Bitte nicht so laut!

Die kleinen Haarsinneszellen können erstaunliche Leistungen vollbringen, sind aber auch sehr sensibel. Deshalb haben die meisten Menschen im Laufe ihres Lebens Abnutzungserscheinungen im Innenohr. Die Sinneszellen können über die Jahre beschädigt werden, die Funktionsfähigkeit lässt allmählich nach. Leise Töne reichen dann nicht mehr aus, um einen Nervenimpuls auszulösen. Eine Schwerhörigkeit macht sich bemerkbar, die Hörschwelle sinkt nach unten. Die Mitmenschen müssen etwas lauter sprechen, auch der Fernseher wird lauter gestellt, die Türklingel wird immer öfter überhört.
Ist der Ton dann laut genug, wird die betreffende Hörzelle wieder aktiv und kann ihren Impuls auf den Hörnerven abgeben. Allerdings entsteht jetzt der gleiche Effekt wie beim Normalhörenden: auch die benachbarten Zellen werden aktiviert und senden ihre Impulse. Der Ton wird also sprunghaft lauter. Wird die Lautstärke dann noch weiter erhöht, ist sehr schnell das Ende der Erträglichkeit erreicht, der Ton wird als unangenehm laut wahrgenommen. Fachleute sprechen hier von der Unbehaglichkeitsschwelle.

Ganz individuell: Die Unbehaglichkeitsgrenze

Ihr hörPlus+ Akustiker nimmt sich Zeit und überprüft sehr gründlich Ihr Gehör. Dabei ermittelt er zuerst Ihre Hörschwelle, also die Lautstärke, bei der Sie einen Ton gerade so ganz leise hören können. Im zweiten Schritt wird gemessen, ab welcher Lautstärke Sie die Töne als unangenehm empfinden. Das ist dann Ihre individuelle Unbehaglichkeitsschwelle.

Der Bereich zwischen Hör- und Unbehaglichkeitsschwelle wird in der Fachwelt „Dynamik“ genannt. Normalhörende Menschen haben eine große Dynamik, sie können schon ganz leise Schallereignisse hören, und es dauert eine ganze Weile, bis die Lautstärke unerträglich wird.

Liegt aber eine Innenohrschwerhörigkeit vor, dann verringert sich die Dynamik allmählich. Man braucht schon eine gewisse Verstärkung, um Dinge überhaupt hörbar zu machen. Dann geht es jedoch relativ schnell, und die Töne werden unangenehm laut. Die Dynamik ist eingeschränkt.

Kluge Hörgeräte helfen

Ihr hörPlus+Akustiker hält eine große Auswahl an Hörsystemen bereit, die mit einer eingeschränkten Dynamik sehr gut umgehen können. Dabei wird der Schall, der auf die Hörgeräte-Mikrofone trifft, analysiert und nach der jeweiligen Lautstärke vorsortiert. Auf der Grundlage Ihrer Hörmessung werden dann unterschiedliche Verstärkungswerte berechnet: Leise Töne erhalten viel Verstärkung, damit sie wieder gehört werden können. Mittellaute Töne werden moderat und angemessen verstärkt, und laute Töne bekommen nur noch eine ganz geringe oder gar keine Verstärkung mehr. So wird gewährleistet, dass Sie wieder gut hören können, ohne dass Ihre persönliche Unbehaglichkeitsgrenze überschritten wird.

 

Conni RillRill_F1_0980
Hörgeräte-Akustikmeisterin aus Ditzingen
www.hoerstudio.com