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Schattendasein einer wichtigen Persönlichkeit

vom 05.05.2016, Autor: Georg Jaspert

Ein Schallschlauch berichtet

Ja Sie lesen richtig- heute wende ich mich persönlich an Sie, daher hat mein Schreiber mich als Persönlichkeit bezeichnet – sehr nett von ihm.

In Wirklichkeit bin ich ein gebogenes Etwas aus Plastik. Leider nehmen meine Hörgeräteträger mich häufig nicht ernst. Daher finde ich heute und hier Zeit und Raum, mich zu erklären:

schallschlauch-hoergeraet

In der Tat verbinde ich ein Hinter-dem-Ohr-Hörgerät mit einem Ohrpassstück. Aber ich sorge auch dafür, dass der benötigte Schall möglichst verlustfrei zum Ohr transportiert wird. Mit ein paar Tricks, wie z.B. einem konischen Verlauf im Ohrstück (sieht aus wie das Ende einer Trompete), kann ich den Schall sogar gezielt optimieren (in diesem Fall für mehr helle Töne sorgen).

Ich bin meistens aus PVC, das ist ein Kunststoff, der mit Weichmachern biegsam gemacht wird. Diese Eigenschaft sorgt dafür, dass ich schön geschmeidig, ohne zu drücken, am Ohr sitze. So schön, dass man mich glatt vergisst! Das sollte aber besser nicht passieren, denn nach drei bis sechs Monaten verflüchtigen sich meine Weichmacher und ich werde hart und schrumpfe. So fange ich an zu drücken, reiße und leite den Schall auch nicht mehr optimal zum Ohr. Glücklicherweise ersetzen mich die meisten Akustiker schnell mal zwischendurch, wenn es an der Zeit ist.

Es gibt mich in verschiedenen Farben. Am unauffälligsten bin ich hier im Land übrigens in rosé-transparent, das entspricht etwa der mitteleuropäischen Hautfarbe. Aber ich mag mich auch in rot, blau, grün und gelb gut leiden. Meistens nutzen mich dann Kinder, bei denen ich mich peppig zwischen farbigem Hörsystem und buntem Ohrstück einfüge. Ich bin aber auch für jeden Erwachsenen zu haben, der gerne Farbe am Ohr tragen möchte.

Für Menschen, die stark schwitzen, gibt es mich in einem Spezialmaterial, man nennt dieses stay-dry. Es transportiert Feuchtigkeit durch die Schallwand, hält den Schall aber drin. Es ist leider etwas fest und unbequemer, daher nutzt man es nur, wenn es nötig ist. Auch meine dickwandige Version, der sogenannte Power-Schlauch ist eher unbequem. Er schafft es aber, den stärksten Schall zu halten und sorgt damit für eine rückkopplungsfreie Versorgung von sehr starken Hörgeräten. Und meine zarte Seite für sehr kleine Gehörgänge möchte ich auch erwähnen. Der Dünnschlauch überträgt etwas weniger hohe Töne, passt aber selbst in Babyohren.

Meine Flexibilität und meine Fähigkeiten wurden in den letzten Jahren stark von einer Konkurrenz verdrängt, die mir hauptsächlich in Sachen Schönheit den Rang abläuft: Dem Ex-Hörer, der fast unsichtbar ist. Aber bis zu 30% der Hörgeräteträger sind weiterhin aus verschiedenen Gründen auf mich angewiesen. Weshalb ich es wichtig fand, dieses Interview zu geben.
Danke, dass Sie mich gelesen haben!

Sie können mich gerne bei einem HörPlus+ Hörgeräteakustiker inspizieren und gegebenenfalls austauschen lassen.

Georg Jaspert
Hörgeräteakustik-Meister aus Düsseldorf
www.hoer-team.de