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Schall wird nicht nur von Ohren zur Verarbeitung von Informationen genutzt

vom 30.04.2015, Autor: Nathalie Geschke

Oder auch: Wie moderne Hörgeräte altbekannte Technik neu aufleben lassen.

Das Ohr nimmt ständig, 24 Stunden am Tag, 365 Tage im Jahr Informationen in Form von Schallwellen in der Luft auf und gibt sie als elektrische Impulse an das Gehirn zur Verarbeitung weiter. Unser Gehirn kann anhand der Intensität und der unterschiedlichsten Frequenzlagen der elektrischen Impulse die unterschiedlichsten Geräusche erkennen.

Ob es nun ein Knallen der Tür war, das Ticken einer Uhr, die Gespräche am Nachbartisch in einem lauten Restaurant oder ob es ein Musikstück im Radio war. All diese Informationen werden innerhalb von wenigen Sekunden vom Gehirn verarbeitet und zusätzlich in „wichtige und unwichtige“ Geräusche unterteilt.

Aber was hat das nun konkret mit der Technik der Hörgeräte zu tun?

Siemens Hörgeräte: praktisch fernbedienbar per Smartphone-AppEs gab schon Mitte der 50er Jahre eine Fernbedienung, die den Fernseher anhand von Ultraschalltechnik steuern konnte. Die Ultraschallwellen des Gerätes wurden dadurch erzeugt, dass ein kleines Hämmerchen – ähnlich wie beim Klavier – auf einen Stab schlug. Durch dieses Prinzip konnte die Fernbedienung komplett ohne Batterien laufen.

Zu diesem Zeitpunkt konnte natürlich auch jedes andere, annähernd gleiche Geräusch wie z.B. das kräftige Schütteln eines Schlüsselbundes zu ungewolltem Umschalten des Senders am Fernseher führen. Damit hat sich der Ein oder Andere sicherlich auch einen Scherz erlaubt. Die Ultraschalltechnik wurde dann durch Infrarot und Funk abgelöst.

Die Firma Siemens aus Erlangen hat nun im letzten Jahr die altbekannte Technik in Form einer App für Smartphones neu aufgelegt und auf dem jährlich stattfindenden EUHA-Kongress in Hannover offiziell vorgestellt.

Diese touchControl App wird einmalig mit den Hörgeräten des Benutzers verbunden und gibt dann über die Lautsprecher des Smartphones, je nach vorgenommener Einstellung des Bedieners, ein kodiertes Signal in Form eines 15.000 Hz Tones ab. Das Signal ist kodiert, damit eben nicht oben genanntes „Schlüsselklimpern“ oder die App eines anderen, sich in der Nähe befindenden Hörgeräteträgers, ungewollt die eigenen Hörgeräte umstellt. Somit ist gewährleistet, dass nur vom Besitzer miteinander gekoppelte Smartphones und Hörgeräte aufeinander reagieren.

Dieser gesendete Ton wird anschließend wieder von den Hörgeräten aufgenommen und vom Chip verarbeitet, egal ob der Hörgeräteträger nun die Laustärke oder Programme der Hörgeräte über die App ändert.

Bei diesem Verfahren der Fernbedienbarkeit moderner Hörgeräte gibt es entscheidende Vorteile, die für den Einsatz der App sprechen:

Dadurch, dass keine zusätzliche Funkspule in die Hörgeräte eingebaut werden muss, sondern für den Empfang der Daten die eingebauten Mikrofone genutzt werden, können nun auch die  Siemens-Hörgeräte in der kleinsten Bauform fernbedient werden, was dem kosmetischen Anspruch vieler Hörgeräteträger entgegen kommt.

Durch die fehlende Funkspule bleibt der Strom- und damit Batterieverbrauch der Hörgeräte gering. Dabei sehen immer mehr Hörgeräteträger auch den positiven Umweltaspekt, denn jede, noch so kleine Hörgerätebatterie, die eingespart werden kann, entlastet unsere Umwelt.

Aus unserer Erfahrung wissen wir, dass Zusatzgeräte wie Fernbedienungen leider oftmals vergessen werden und wenn der Hörgeräteträger unterwegs in einer wichtigen Hörsituation z.B. die Lautstärke ändern möchte, liegt die Fernbedienung noch zu Hause, wie der Regenschirm bei Regen 😉

Da Smartphones beim Großteil der Bevölkerung stets „am Mann oder an der Frau“ sind, steigt der Nutzen deutlich. Diese App wird für viele gängige Smartphones angeboten, egal ob Apple iPhone oder Samsung Galaxy, Android oder iOS.

Mein Tipp: Mittlerweile bieten viele Hörgerätehersteller nützliche Apps an. Wenn Sie Smartphonebesitzer und Hörgeräteträger sind, suchen Sie doch einfach mal in Ihrem AppStore / Playstore nach Ihrem Hörgerätehersteller, oder fragen Sie Ihren hörPlus+ Akustiker.

 

Nathalie Geschke
Hörgeräteakustikerin im HörStudio Benecke in Minden
www.hoerstudio-benecke.de