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Pfropf im Ohr: Mit Wattestäbchen gegen Ohrenschmalz

vom 01.07.2013, Autor: Stefan Tiesing

Über Ohrenschmalz sprechen die meisten Menschen nicht gerne. Dabei ist der bernsteinfarbene Stoff wertvoll und äußerst wichtig.

Wertvolles Sekret im Ohr

Fachleute benutzen das Wort „Cerumen“ um Ohrenschmalz zu beschreiben. Gebildet wird es im äußeren Gehörgang von speziellen Drüsen, den Ohrenschmalzdrüsen. Das Sekret benetzt die Haut des Gehörgangs und hält sie feucht. Auf der feuchten Oberfläche bleiben Partikel haften. Auf diese Weise werden Staub, Schmutz und Hautschuppen davon abgehalten, tiefer in den Gehörgang einzudringen. Das Ohrenschmalz hat also eine reinigende Wirkung.

Ein intakter Ohrenschmalzüberzug im äußeren Gehörgang sorgt für ein intaktes Klima im Ohr und eine optimalen Säureschutzmantel der Haut.

Was tun, wenn das Ohr verstopft?

Ohrverstopfungen sind selten. Meist bemerkt man sie, weil das Hörvermögen stark nachlässt. Keinesfalls sollte man versuchen, ihnen vorzubeugen, und vorsorglich mit Gegenständen im Gehörgang herum hantieren. Fachleute können mit einem Blick in den Gehörgang sofort erkennen, ob eine Verstopfung vorliegt. Ist der Gehörgang tatsächlich mit Cerumen verschlossen, so kann ein HNO-Arzt oder ein Hausarzt den Pfropf entfernen.
Kleinere Ablagerungen an der Gehörgangswand lösen sich mit der Zeit von ganz alleine und müssen nicht manuell entfernt werden.

Blitzeblanker Gehörgang

Zunehmend mehr Menschen intensivieren ihre Körperhygiene. Dazu gehört z.B. auch das regelmäßige Reinigen des Gehörgangs mit Wattestäbchen. Die Folgen können fatal sein: Die Watte reißt den natürlichen Schutzmantel der Haut des äußeren Gehörgangs auf. Die Folge ist entweder eine erhöhte Reizbarkeit oder Infektionsanfälligkeit, oder eine Überproduktion von Cerumen. Die Benutzung von Wattestäbchen kann daher das natürliche Gleichgewicht im Gehörgang nachhaltig stören. Ein gesunder Gehörgang reinigt sich selbst. Manuelle Unterstützung sollte man möglichst vermeiden.

wattestaebchen

Wattestäbchen haben noch einen weiteren Nachteil: Nur ein Teil des Cerumens haftet an der Watte. Meist wird bei der Reinigung Ohrenschmalz nach hinten in den Gehörgang geschoben. Dort verklumpt er und sorgt für Probleme. Außerdem sind schmerzhafte Verletzungen mit Wattestäbchen möglich: Wer den Stab zu weit in den Gehörgang schiebt riskiert einen Schaden am empfindlichen und äußerst dünnen Trommelfell.

Hörgeräte und Cerumen

Wer regelmäßig Hörgeräte oder Gehörschutzstöpsel trägt, schiebt bei jedem Ein- und Aussetzen etwas Ohrenschmalz nach hinten. Die meisten Ohren kommen mit dieser Irritation klar und die entstehenden Ablagerungen entsorgen sich von allein. Bei manchen Menschen kann es jedoch zu Verstopfungen kommen. Daher kann man Hörgeräteträgern und Gehörschutzbenutzern raten, ihre Gehörgänge regelmäßig von Fachleuten inspizieren zu lassen. Pfropfen sollten jedoch nur bei Bedarf entfernt werden, keinesfalls sollte der Gehörgang regelmäßig selbst gereinigt werden. Auch hier gilt: Überlassen Sie die Reinigung zunächst dem Gehörgang, vieles reguliert sich von allein. Erst wenn ein Pfropf das Ohr verstopft und die Hörfähigkeit beeinträchtigt geht an professioneller Hilfe kein Weg mehr vorbei.

Übrigens: Hörgeräteträger können Ihre Ohren bei einem Besuch bei ihrem hörPlus+ Akustiker inspizieren lassen. Die Hör-Profis erkennen mit einem Blick, ob Cerumen in den Gehörgängen zu einem Problem wird.

Stefan Tiesing
Hörgeräte-Akustikmeister aus Ditzingen
www.hoerstudio.com