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Kann Lärm töten?

vom 06.08.2013, Autor: Christoph Stamm

Diese Frage stellt sich die Wissenschaft in den letzten Jahren immer häufiger, da die Lärmbelastung in unserer heutigen Umwelt stetig größer wird. Immer mehr Menschen leben in größerer Nähe zusammen, der Individualverkehr auf den Straßen nimmt zu, die Zahl der motorisierten Fortbewegungsmittel nimmt weiter zu. Und obwohl heute Gesetze und Bestimmungen zur Reduktion der Lärmemissionen existieren und weiter verschärft werden, wird der Lärm, der Mensch und Umwelt belastet immer größer.

Schon in der Antike und im Mittelalter wurde Lärm als Bestrafung oder sogar Folter eingesetzt. Die Todesstrafe soll allein durch ständiges, lautes Trommeln vollzogen worden sein, dabei wurden die Opfer zum Beispiel in Fässer, Kisten oder spezielle Räume gesperrt. Oder Verurteilte wurden an Tag und Nacht läutenden Glocken festgeschnallt und dadurch in den Wahnsinn getrieben.

Lärm ist für die Umwelt, Menschen wie Tiere, schädigend, störend und belastend, und löst in vielen Fällen sogar Krankheiten aus. Laut einer Studie der WHO gilt Lärm als heute zweitgrößtes Gesundheitsrisiko. Die Lärmschwerhörigkeit ist laut Umweltbundesamt einer der drei häufigsten Ursachen für eine Berufsunfähigkeit.

Die folgenden Schädigungen können durch Lärm ausgelöst werden:

  • Hörsturz
  • Lärmschwerhörigkeit
  • Tinnitus (permanente Ohrgeräusche)
  • Schlaf- und Konzentrationsstörungen
  • Herzinfarkt
  • Bluthochdruck
  • Magengeschwüre
  • Depressionen
  • Migräne und Kopfschmerzen
  • Muskelverspannungen

und einiges mehr wird vermutet.

Die Folgen sind dramatisch:

Ständiger Lärm kann tödliche Auswirkungen haben und tötet jährlich weltweit zehntausende von Menschen. Drei Prozent aller tödlichen Herzattacken sind lt. Untersuchungen allein auf die Auswirkungen von Verkehrslärm zurückzuführen.

Das Wort „Lärm“  stammt  übrigens von dem italienischen Wort „all´arme“ ab, was so viel bedeutet wie: „Zu den Waffen!“ und ist mit dem Begriff „Alarm“ eng verwandt. Wenn Gefahr drohte, schlug man Krach, um die Wachen und Mitmenschen zu wecken und zur Verteidigung oder Flucht bereit zu sein.

In der Rechtsprechung von heute bedeutet der Begriff  „Lärm“ so viel wie „unerwünschter Schall“.
Lärm ist also nicht unbedingt abhängig von seiner Lautstärke, sondern wird auch durch eine subjektive Komponente bestimmt. Da kann man an dieser Stelle auch Wilhelm Busch zitieren: „Musik wird oft nicht schön gefunden, weil sie stets mit Geräusch verbunden.“  Ob also ein Schallereignis als Lärm empfunden wird, hängt sehr stark von einer subjektiven, individuellen Bewertung ab. Den einen beruhigt der Klang einer Geige und er empfindet es sogar als wohltuend, einem anderen geht das „Gekreische“ auf die Nerven, stört ihn enorm.

Unsere Augen können wir verschließen, unsere Ohren nicht. Sie sind unser persönliches, hocheffizientes Alarmsystem. Schon 50dB (Flüstern) reichen aus, um uns aus dem Schlaf zu wecken. Wir nehmen also auch während des Schlafens über unseren Hörsinn alles wahr, sind permanent Akustik an unsere Umgebung gekoppelt. Unsere Ohren schlafen nie!

 

Christoph Stamm
Hörgeräte-Akustik-Meister aus Grevenbroich
www.hoergeraete-stamm.de