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Hörbrillen: Wann, Wieso, Warum?

vom 01.08.2013, Autor: Rüdiger Luithle

Eine wenig bekannte Variante der Hörgeräteversorgung ist die sogenannte Hörbrille. Hier bei wird die benötigte Hörgerätetechnik dezent in der Kundenbrille untergebracht.

Es gibt prinzipiell 3 verschieden Varianten der Hörbrille, welche sich je nach Einsatzzweck unterscheiden. Am ehesten kommt eine Hörbrille bei einer einseitigen Taubheit zum Einsatz. Hierbei wird auf dem gut hörenden (oder versorgbaren) Ohr ein Hörsystem am oder im Brillenbügel montiert. Dieser Verstärker wird dann über eine Kabelverbindung (dezent verklebt am Brillengestell) mit einem an der ertaubten Seite angebrachten Mikrofon verbunden. Dadurch erreicht man zwar kein „Hören“ im eigentlichen Sinne, erreicht aber eine deutlich verbesserte Ansprechbarkeit auf dem ertaubten Ohr. Es erfordert gerade in der Anfangszeit ein wenig Umgewöhnung um die Höreindrücke beider Kopfseiten in Einklang zu bringen, nach der Umstellung kann man aber, gerade in Gesellschaftssituationen, deutliche Vorteile wahrnehmen. Man dreht sich zum Beispiel viel weniger in die falsche Richtung, wenn man angesprochen wird.

Bei der zweiten Variante werden einfach die Hörgeräte an einer Brille montiert. Beide Ohren werden dadurch bei Bedarf mit der nötigen Verstärkung versorgt. Die Handhabung wird dadurch, dass man nur ein System hat, nämlich die Brille inklusive Hörgerät, deutlich vereinfacht. Es kann sich nichts mehr in die Quere kommen. Diese Versorgung bietet sich auch an, wenn zu wenig Platz hinter der Ohrmuschel ist um den Brillenbügel und ein zusätzliches Hörgerät unterzubringen. Gleichzeitig kann man bei so einer Hörbrillenversorgung auch für die maximale Belüftung des Gehörgangs sorgen, ohne Angst vor einem Verlust des Hörgerätes zu haben auf Grund mangelnder Befestigung in der Ohrmuschel.

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Die dritte Variante ist die sogenannte Knochenleitungshörbrille. Hierbei wird der Hörverlust nicht über den Gehörgang ausgeglichen, sondern über den Schädelknochen. An der Brille werden zusätzlich zu den normalen Brillenbügeln noch Zusatzbügel, ausgestattet mit einem Vibrationskissen, angebracht. Diese Zusatzbügel üben einen definierten Druck auf den Schädel aus. Durch gezielte Vibrationen wird der Schall direkt über den Schädel in das Innenohr übertragen, und von dort die Schallinformation ins Gehirn. Diese Versorgung kommt immer dann zum Einsatz, wenn der Gehörgang nicht für eine Hörgeräteversorgung verwendbar ist, z.B. bei chronischen Gehörgangsentzündungen.

Die Hörbrille, egal in welcher Variante, wird sicherlich immer ein Exot bleiben. Auch wenn es in der Zwischenzeit ehr schöne Varianten gibt, bei denen man die integrierte Hörgeräteversorgung gar nicht mehr wahrnimmt. Interessant, gerade für Brillenträger mit mehreren Brillengestellen, ist auch die neue „Klickvariante“ der Firma Bruckhoff, bei der man über einen Schnappverschluss ein Hörsystem an mehreren Gestellen anbringen kann.

 

Rüdiger Luithle
Hörgeräte-Akustik-Meister aus Göppingen
www.akustikmaurer.de