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Geschichte der Hörhilfen

vom 05.08.2014, Autor: Sylvia Zimmer

Es war einmal vor langer Zeit in einem Königreich…

Viele Märchen beginnen mit diesem Satz. Auch diese wahre Geschichte über Hörhilfen kann so beginnen.

Denn: Es war einmal vor langer Zeit, Anfang des 19. Jahrhunderts, da lebte ein König. Der König hatte Schwierigkeiten seine Untertanen zu verstehen, denn er war schwerhörig. Die einzige Möglichkeit, in jenen Tagen, einem Schwerhörigen zu helfen waren Hörrohre. Ein Rohr, geformt wie ein Horn, dass die betroffene Person an Ihr Ohr hält um den Schall des Sprechers zumindest ein wenig zu verstärken. Doch für einen König kommt so was natürlich nicht in Frage, denn er muss einerseits seine Würde wahren und andererseits einen Abstand zu seinen Untertanen einhalten. Doch der König hatte eine geniale Idee. Er ließ seinen Thron mit Hörrohren ausstatten, wodurch dieser zu einem Hörapparat wurde. Die Trichter, die den Schall auffingen, waren am Ende der vorderen Armlehnen in zwei aufgerissenen Löwenmäulern untergebracht. Ein im Thron eingebautes Schlauchsystem brachte den Schall schließlich direkt an das königliche Ohr.Auch ein bekannter Science Fiction Film beginnt mit „Es war einmal vor langer Zeit…“. Und wie Fiction klingt auch diese Geschichte. In dem Charly Chaplin Film „Der Zirkus“  von 1928 ist eine Szene zu sehen in der eine ältere Frau augenscheinlich mit einem Handy telefoniert. Lange wird spekuliert: Ist Sie eine Zeitreisende? Doch die Erklärung ist schnell gefunden. Die Frau trägt ein so genanntes Taschenhörgerät.

Bereits 1901 wurde von dem amerikanischen Erfinder Miller R. Hutchinson das erste mobile Hörgerät zum Patent angemeldet. Eine der ersten Nutzerinnen war die schwerhörige englische Königin Alexandra. Diese  war so begeistert von dem Apparat, der ihr die Teilnahme an den Krönungsfeierlichkeiten ihres Mannes auch akustisch ermöglichte, dass sie dem Erfinder einen Orden verlieh. Das Gerät bestand aus einem Gehäuse, das die Batterien enthielt, und einem telefonartigen Empfänger, der ans Ohr gehalten wurde.

Von Siemens wurden 1910 die ersten Hörgeräte an Werksangehörige und deren Familien ausgegeben. Erst 1913 war eine Weiterentwicklung, im freien Verkauf erhältlich. Diese bestanden aus Batterie, Mikrophon und Hörer, diese Komponenten wurden in einem speziellen Handtäschchen oder Köfferchen getragen. In den 1920er Jahren waren dann Röhren-Tischgeräte erhältlich. Bei diesen konnte man die Verstärkung für verschiedene Frequenzbereiche einstellen. Tiefe Töne empfand der Hörende nicht mehr als zu laut und die hohen Töne nicht als zu leise. Ein Nachteil war weiterhin die Gerätegröße und die Bindung an Strom aus der Steckdose, was einen mobilen Gebrauch ausschloss. Erst in den 1950er Jahren war die Technik soweit fortgeschritten das diese nun  Westentaschenformat erreichten. Normale Batterien lieferten Strom für ihren Betrieb.

In den 1960er Jahren wurden Geräte entwickelt, wie wir sie heute kennen. Zuerst kamen einkanalige, hinter dem Ohr getragene Analoggeräte. Diese hatten relativ große Batterien, deren Ladung teilweise nur einen Tag hielt. Danach ging die Entwicklung rasant weiter von den dreikanaligen Analoghörgeräten über die digital programmierbaren bis hin zu den heutigen volldigitalen Hörgeräten. Die Produkte wurden jeweils kleiner und leistungsstärker.

Auch heute noch kann eine Schwerhörigkeit jeden treffen. Präsident wie Bill Clinton, Schauspieler wie Halle Berry und Musiker wie Phill Collins und bis zu ca 15 Millionen weiteren Personen jeden Alters, alleine in Deutschland. Wir haben jedoch, dank  moderner Technik, deutlich bessere Möglichkeiten diese Hörschwächen, beinahe unsichtbar, wieder auszugleichen. Fragen Sie einfach Ihren hörPlus+ Akustiker

 

Sylvia Zimmer
Hörgerätakustik-Meisterin aus München
www.hoerakustik-zimmer.de