Berufsschulalltag in Lübeck

vom 13.05.2014, Autor: Tessa Widau

Deutschlandweit ist die zuständige Berufsschule für Hörakustiker in Lübeck. Die LBS (Landesberufsschule) ist eine sehr gut ausgestattete, moderne Berufsschule. Hier nun ein kleiner Eindruck einer Auszubildenden zu ihrem ersten Unterrichtsblock.

Seit August 2013 mache ich eine Ausbildung zur Hörgeräteakustikerin bei Hörgeräte Gaertner in Quickborn. Es gibt bundesweit nur eine Berufsschule für Hörgeräteakustiker und diese sollte ich nun besuchen.

Vor meinem erste Schulblock hatte ich schon einiges über die Berufsschule in Lübeck gehört. Man wohne da in Internaten auf dem Campus hieß es und man esse gemeinsam mit allen anderen Schülern in der Mensa der Schule. Doch am meisten fürchtete ich mich davor, in einem Zimmer mit einer mir völlig unbekannten Person wohnen zu müssen. Vier Wochen auf engstem Raum mit einer fremden Person. Diese Zeit war jedoch noch lange hin, erst im Januar sollte ich dorthin fahren.

Plötzlich verging die Zeit jedoch immer schneller und schwups war der Januar schon da. Jetzt hieß es Sachen packen und auf nach Lübeck. An einem Sonntag war es denn auch schon so weit. Wie es werden mag? Hoffentlich ist meine Zimmernachbarin nett! Ach ich mag ja gar nicht daran denken. Mit einem recht flauen Gefühl im Magen machte ich mich auf den Weg nach Lübeck. Als ich ankam, war das Zimmer still und verlassen, doch die überall verstreuten Gegenstände deuteten darauf hin, dass meine Zimmernachbarin schon vor mir angekommen war. Ich packte meine Sachen aus und dachte mulmig an den ersten Schultag morgen. So viele fremde Leute, wie das wohl wird? Ob die Klasse nett ist? Wie die Lehrer wohl sein werden? Als meine neue Mitbewohnerin dann kam, begrüßten wir uns doch erst einmal recht kühl – schließlich muss man sich ja erst kennen lernen. Doch diese Kühle verflog recht schnell, als wir beide merkten, wir sind genau auf einer Wellenlinie.

Punkt sechs Uhr am nächsten Morgen klingelte der Wecker. Jetzt hieß es flink sich fertig zu machen und die Sachen für die Schule zusammen zu sammeln. Meine Zimmergenossin und ich gingen gemeinsam den Weg zur Schule. Der Unterricht war erstaunlich erfrischend, ganz anders als den Unterricht den ich aus meiner Schulzeit her kannte. Wir mussten vieles in Gruppen selbstständig erarbeiten und in Akustik und Hörgerätetechnik hatten wir sogar Laborstunden im Stundenplan stehen, in denen wir uns das Theoretisch gelernte durch Versuche noch einmal bildlich vor Augen führen konnten. In Betriebswirtschaft lernten wir unseren Ausbildungsvertrag richtig zu deuten. In Audiologie den Aufbau und die Funktion des Ohres und seiner Einzelteile. Der Lehrer in Hörgerätetechnik versuchte uns den Aufbau und die Funktion der Einzelteile in einem Hörgerät beizubringen. Die akustische Berechnung von Geschwindigkeit lernten wir in Akustik. Doch das beste kam in der letzten Woche in Physiologie und Kommunikation. Wir mussten uns Gehörschutzstöpsel in die Ohren machen, um so die Welt eines Schwerhörigen kennen zu lernen. Einkaufen gehen, telefonieren und selbst die normalerweise mit Leichtigkeit zu bewältigen Zweiergespräche wurden für uns zur Herausforderung. Aber nur so konnten wir lernen nach zu vollziehen, wie anstrengend der normale Alltag für einen Menschen mit Hörverlust ist. Da ich im voraus schon relativ gut von meiner Ausbilderin vorbereitet worden bin, wusste ich entsprechend viel und konnte dem Stoff gut folgen. Das Zeugnis fiel dementsprechend gut aus!

Meiner Meinung nach gingen die vier Wochen in Lübeck viel zu schnell vorbei und ich freue mich schon auf den nächsten Block! Meine Klasse wieder zu sehen und mit denen die eine oder andere (Schul-) Stunde zu verbringen. Doch am meisten freue ich mich auf meine Zimmergenossin. Die Nachmittage ohne Sie sind schon recht langweilig! 🙂

 

Tessa Widau
Auszubildende zur Hörgeräte-Akustikerin
bei Hörgeräte Gaertner in Quickborn
www.ohrservice.de